Wasserstofftechnologie im Alltag – Nachhaltig unterwegs in die Zukunft!

Achim Schwarz

Achim Schwarz

Sales Engineer

Im März bekam der Fuhrpark von NESS exotischen Zuwachs: Ein mit Wasserstoff angetriebenes Brennstoffzellenfahrzeug, den Toyota Mirai! Wieso, weshalb, warum? Hierzu haben wir uns den Initiator des Projekts – unseren Sales Engineer Achim Schwarz – für ein kurzes Interview geschnappt!

Achim, danke für deine Zeit. Als Sales Engineer bei NESS gehört es ja nicht zu deinem Aufgabenschwerpunkten dich um alternative Fahrzeugantriebe im Fuhrpark zu kümmern. Aber trotzdem hast du dich damit beschäftigt. Für mich, der dich ja schon eine ganze Weile kennt, bist du dieses Thema recht leidenschaftlich angegangen! Wie bist du auf das Thema gekommen?

Bei NESS denken zum Glück die allermeisten Kollegen nicht in Zuständigkeitsbereichen. So wie ich auch im Sales-Bereich auch manche Projekte über den eigentlichen Verkaufsprozess hinaus betreue, halte ich auch gerne für andere Bereiche Augen und Ohren offen.

Im Laufe meines Studiums bin ich mehrfach in diese Richtung gerutscht. Ich habe zuerst Erneuerbare Energien und dann Energietechnik studiert, jeweils mit Schwerpunkt auf thermische Energiesysteme. Sowohl in meiner Bachelor- als auch in meiner Masterarbeit ging es ums Thema Power to Gas. Mein Industriepraktikum absolvierte ich bei einem Energieversorger und die Betreuung von dessen Erdgas- und Wasserstofftankstellen war der Schwerpunkt meiner Aufgaben.

Das war vermutlich auch der Impuls, warum ich privat seit nun gut 5 Jahren ein Erd- bzw. Biogasfahrzeug fahre. Da ist das Ausprobieren eines mit Wasserstoff betriebenen Brennstoffzellenfahrzeugs der nächste logische Schritt! Das möchte ich natürlich auch meinen Kollegen nicht vorenthalten.

Und wie kam das Auto dann zu NESS? Also ernsthaft: Bist du dann einfach hingegangen und hast gesagt „Lass uns mal das Auto testen?“?

Privat beschäftige ich mich sehr gerne mit dem Thema und bleibe auch immer auf dem Laufenden. Als unser Carpool Anfang des Jahres für unsere wachsende Mitarbeiterzahl immer knapper wurde und die Mietwagenpreise auf hohem Niveau verharrten, habe ich unseren Geschäftsführern die Idee vorgestellt. Die fanden das Thema spannend und haben ihren Segen erteilt.

Also ja, im Endeffekt war es so einfach. Bei uns kann man solche Ideen jederzeit einbringen!

Diese Antriebsform spielt bei PKW – zumindest aktuell noch – ein absolutes Nischendasein, auch das Tankstellennetz ist noch ausbaufähig. Bedeutet solch eine Entscheidung daher nicht eine gehörige Portion Mut und Investkosten?

Nein, zum Glück ist das nicht zwingend der Fall! Unser Fahrzeug ist für die Dauer von einem Jahr zu günstigen Konditionen gemietet. Es ist ein Full-Service-Paket, sodass man außer dem Tanken keine weiteren Zusatzkosten hat. Das hat die Entscheidung natürlich enorm erleichtert!

Die Tankkarte des führenden Tankstellenbetriebers H2 Mobility, der das offene Portal h2.live (auch als App nutzbar) betreibt, ist unkompliziert beantragt und war blitzschnell im Haus. Weiterhin ist das Tankstellennetz nicht nur in der Stuttgarter Gegend, sondern auch entlang der meisten Hauptverkehrsachsen in Deutschland und vieler Nachbarländer schon gut ausgebaut.

Aktuell und in den nächsten Jahren werden viele weitere Tankstellen hinzukommen, maßgeblich getrieben von der Nachfrage für Nutzfahrzeuge, wovon jedoch auch PKWs profitieren werden. In unserem nahen Umkreis freuen wir uns auf die Tankstellen in Waiblingen von hy.waiblingen und in Schwäbisch Gmünd von Jet H2 Energy, die nächstes Jahr entstehen sollen.

Warum sind batterieelektrische Fahrzeuge keine gleichwertige Alternative? Was die Reichweite betrifft, werden neuere Modelle ja immer besser!

Das Thema ist uns nicht neu. Einige Kollegen fahren schon batterieelektrische Fahrzeuge und Plug-In-Hybride, eine Wallbox haben wir bei Ness deswegen auch. Natürlich existieren schon seit einiger Zeit batterieelektrische PKW mit vergleichbarer Reichweite, aber zwei Haken gibt es:

Zum einen wird bei Schnellladungen von E-Autos auf langen Strecken nur etwa drei Viertel der Batteriekapazität genutzt. Das liegt daran, dass die Ladegeschwidigkeit ab 80-85% Ladestand stark abnimmt. Das bedeutet: Um eine in der Praxis mit unserem Mirai 1 vergleichbare Reichweite zu erzielen, bräuchte selbst ein höchst effizientes Fahrzeug im Limousinenformat eine nutzbare Batteriekapazität von ca. 80 kWh (im Winter sogar noch mehr, denn bei Brennstoffzellenfahrzeugen bedeuten niedrige Außentemperaturen praktisch keinen Reichweitenverlust). Und das wohlgemerkt auch nur mit neuem Akku, der noch keine Kapazität verloren hat – unser Mirai, den ich hier als Vergleich heranziehe, hat bereits stolze 188.000 km auf dem Tacho!

Zum anderen ist es tatsächlich auch die Tankdauer von nur 3 – 5 Minuten, die für uns einen großen Vorteil bietet, im Gegensatz zu ca. 20 Minuten selbst bei den allerschnellsten batterieelektrischen Fahrzeugen an 800 V-Ladesäulen. Unsere Leute, die unterwegs sind, sollen nicht unnötig Zeit verlieren, das ist der Wunsch aller Beteiligten. Zumal hier tatsächlich das Motto „Zeit ist Geld“! Es spielt keine Rolle, womit unsere Leute beschäftigt sind, bezahlt werden müssen sie immer gleich! Deswegen wird bei Serviceeinsätzen auch gegenüber unseren Kunden Reisezeit genauso abgerechnet wie Arbeitszeit…

Das klingt plausibel. Ist es aber am Ende nicht sinnvoller Strom direkt zu tanken als mit Strom Wasserstoff zu produzieren um den dann zu tanken? Wasserstoff zu produzieren ist laut Medien immer extrem Energieintensiv.

Abgesehen davon, dass gerade jetzt, wo uns unsere Abhängigkeit von kritischen Rohstoffen immer bewusster wird und man auf die Ressourceneffizienz insgesamt achten muss: Diese plakativen Aussagen gelten zunächst einmal nur für die reine Antriebsenergie bei der Nutzung des Fahrzeugs.

Wenn man sich mit fachkundigem Hintergrund ansieht, auf welchen Annahmen sie beruhen und was demgegenüber tatsächlich möglich ist (und auch zunehmend umgesetzt wird), relativieren sie sich schon spürbar. Führt man dann noch eine Lebenszyklusbetrachtung der kompletten Prozesskette durch, d.h. betrachtet auch die bei der Produktion des Fahrzeugs und seines Energiespeichers eingesetzte Energie, dann bleibt meist nicht mehr viel Substanz von diesen Schreckensmeldungen übrig.

Jetzt ist das Fahrzeug ja schon seit März im Fuhrpark. Gab es schon Rückmeldungen?

So gut wie alle Kollegen, die es bisher genutzt haben, sind überwiegend zufrieden. Insbesondere der Antriebs- und Fahrkomfort ist hoch.

Nun muss man dazu sagen, dass unter den bisherigen Nutzern auch solche waren, die beim Gedanken an ein batterieelektrisches Fahrzeug und der damit verbundenen Ladezeiten für ihre Strecken sofort abgewunken hätten. Das halte ich für nicht ganz unwichtig, denn auch in der Gesamtbevölkerung gehören nicht wenige zu dieser Fraktion! Ja, viele sind noch etwas skeptisch, aber wie so oft sind das fast ausschließlich jene, die das Fahrzeug bisher noch gar nicht genutzt haben.

Und dann gibt es Kollegen wie unseren Servicetechniker Tim Fuchsloch, der immer offen für neues ist. Er schnappte sich den Mirai und fuhr mal eben zu einem Einsatz nach Belgien! Solch eine Aufgeschlossenheit sehe ich natürlich gern. Ich hoffe, dass diese auch bei noch mehr Kollegen zutage tritt.

Bei unserer Kundschaft und auch unterwegs weckt das Fahrzeug stets Neugier und ernsthaftes Interesse, keine Spur von der pauschalen Diskreditierung der Technologie, mit der man oft konfrontiert wird.

Als nächstes bekommt das Fahrzeug auch eine Folierung im NESS-Design. Wir sind schon gespannt, wie diese ankommen wird!

Das klingt interessant! Hältst du uns auf dem Laufenden, wie der Versuch läuft und versorgst uns auch noch mit weiteren Informationen zum Energieträger Wasserstoff?

Na klar!